98 - Straßenbahn durch die Emy-Roeder-Straße
Ich bin Anwohner der Straße Am Stiftswingert und an manchen Tagen mittlerweile schon erstaunt, vor der Tür keinen Stau zu haben. Zu bestimmten Phasen steht der Verkehr dort. Und das ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr geworden. Also Feinstaub nicht nur von oben durch den Flugverkehr, sondern auch von links und rechts.
Nicht nur die Anwohner der angrenzenden Straßen der neu zu erfindenden Oberstadt oder aus dem HKV, die tatsächlich und auch so überraschend mobil sein wollen, reihen sich da vor der Haustür auf der Straße, sondern schlicht viele der Pendler, die die Gegend Hechtsheimer Straße, Goldgrube, Am Stiftswingert, Göttelmannstraße eben als Autobahnzubringer nutzen.
Und nein, auch Pendler werden, sobald sie es endlich von ihrem Startort bis zur Autobahn-Abfahrt geschafft haben, nicht sofort über einen neu zu schaffenden Park -Ride-Parkplatz umsteigen in die neue Straßenbahn, um die mal kennenzulernen. Auch wenn sie noch so schön wird. Das ist dann eher ein Projekt für den Mantel-Sonntag. Nennt sich das nicht Verkehrsträger-Bruch? Ganz aktuell liesse sich aus der AZ zitieren: „Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) sagte im Interview im September 2021, P+R-Anlagen sollten möglichst nah am Wohnort der Pendler liegen. „Wer bereits 30 Kilometer im Auto gefahren ist, wird kaum die letzten zwei Kilometer mit dem ÖPNV zurücklegen.”“
Wenn etwas dazu kommt , muss etwas dafür wegfallen. Anders wird es jetzt nicht mehr funktionieren. Die Belastungsgrenze ist doch schon überschritten.
Prüfenswert ist die Idee der Strassenbahntrasse allemal. Nur eben nicht allseligmachend. Und sicher nicht an dieser Stelle. Sondern eben in der Emmy-Roeder-Straße. Und die leisen neuen E-Busse sind doch auch wirklich schick, besonders in einer stärkeren Taktung.
Wenn in dem jetzigen Verkehrskonstrukt mit seiner lagebedingten umfassenden Verquickung zu Autobahnen und Schnellstraßen etwas (weiterer Verkehrsspieler neue Straßenbahn) dazu kommt , muss etwas dafür wegfallen. Und das wird in absehbarer Zeit nicht der Individualverkehr auf freiwilliger Basis sein. Hier sind nicht nur innerstädtische Nutzer Zielgruppe, sondern auf den betroffenen Straßenzügen eben eine riesige Zahl von Pendlern. Alles andere sich herbeizuwünschen greift kurz.
Wertvollen Baumbestand gibt es übrigens auch den gesamten Stiftswingert entlang, ja- bitte liebes Team, auch hier Marker in der Karte setzen. Der alte Baumbestand wird mehrfach jährlich aus Gründen der Verkehrssicherheit , des Klimawandels, der vielen Lkw und Busse tlw. bis tief in die alten Äste hinein gestutzt. Das ist am deutlichsten zu sehen in der Vegetationsruhe oder wenn die Bäume dann komplett aufgeben. Wer garantiert also, dass der Allen-Charakter dieser Straße langfristig erhalten bleibt? 50-80 Jahre alte Bäume zu ersetzen durch 5 Jahre alte Bäume ist gutgemeint, aber eben auch nur halb gewonnen. Und wer sagt, dass die neuen Bäumchen dort bei den veränderten klimatischen Bedingungen auch anwachsen? Das macht übrigens dann auch die geplante Ausfahrt zu Stadt-und Volkspark weniger attraktiv. Einen Volksgarten haben wir in Mainz ja (leider noch) nicht. Das wäre wirklich auch schön. Vielleicht können wir das noch in die Planung einbringen. Anstelle eines Park’n Ride-Platzes. Fände ich auch besser als eine Straßenbahn. Aber auch das nur als kleine Anmerkung zu einem Vorredner.
Daher kann es für mich nur Sinn machen, die Forderung nach einer angedachten Linienführung durch dieses Gebiet zwingend zu verbinden mit einer mittigen Bahn- und Einbahnstraßen-Verkehrsführung auf diesen Strecken, gerne mit Fahrradwegen. Alles andere führt nur wieder vom fließenden Verkehr direkt in den stehenden Verkehr. Und zu meinem alten Freund, dem Feinstaub. Und genau so lösen dass auch andere Städte, die in gewachsene enge Strecken Bahnen planen. Doch an den hier zur Frage stehenden Straßen kommt ja noch die Lage „nahe“ der Autobahn hinzu: Wie dann noch die Pendler passen, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Die in diesem Bereich zur Auswahl stehenden Straßen sind so ungleichmäßig breit, das die Streckenführung kreativer Hindernislauf mit Baumroden der Alleen werden muss und einer Verringerung der Gehwege. Oder ist an Teilenteignung der angrenzenden Grundstücke gedacht? Ist dann der Wegfall der teils seitlich an der Straße befindlichen Parkplätze zwingend? Und fällt dann doch die eine oder andere kleine Grünfläche dem Planer zum Straßenverkehrsopfer? Selbst bei einer straßenmittigen Bahnführung müssen Anpassungen hinsichtlich der neu zu schaffenden Haltestellen her, die wiederum Straßenraum beanspruchen und nicht in die bestehende Infrastruktur der Bushaltestellen einzupflegen sind. Und dann staut sich bei jedem Halt ja wieder der Verkehr!!! Fehlt uns da etwa noch die Phantasie? Egal wie hübsch das jetzt noch in der Bildbearbeitung darstellbar ist.
Schließlich, da aktuell schon das Geschirr im Schrank bei Lkw und dröhnenden Bussen fröhlich mitklirrt, freue ich mich bereits jetzt auf Ausgleichsvorschläge und daraus resultierende Ausgleichszahlungsmodelle der beteiligten Körperschaften und stadtnahen GmbHs hinsichtlich weiterer Lärm- und Erschütterungsbelastungen durch eine Straßenbahn und damit erheblichenr verbundener dauerhaften Aktivitäten an die Anwohner.
Fazit: Eine Straßenbahn durch die Emy-Roeder-Straße ist belastungsfrei für tausende Anwohner des Gebietes und für die Pendler. Denn die Emy-Roeder-Straße läuft durch ein reines Gewerbegebiet und ist dazu noch „dünn“ besiedelt!!!! Eine Anbindung dieser Ringführung zum bestehenden Tram-Netz und den weiteren Oberstadt-Destinationen ist möglich durch die schicken neuen Elektrobusse in besserer Taktung! Und auch bei dieser Lösung ist eine Einbahnstraßenregelung für den sonstigen Individualverkehr in dem geplagten alten Alleenstraßenbestand zu prüfen, mit Zufahrtsmöglichkeiten für Anlieger. Das hilft dann dem Verkehrsfluss. Und ganz sicher hilft es den Anwohnern.
Beteiligung abgeschlossen!
Kommentare
Die Trasse über die Emy…
Die Trasse über die Emy-Roeder-Straße wäre perspektivisch eine gute ERGÄNZUNG zu einer Trasse über An der Goldgrube und der Hechtsheimer Straße. Als alleinige Streckenführung, dürfte sie jedoch wenig hilfreich sein (Erschließungswirkung/Fahrgastpotential). Dazu gab es hier schon viele sinnvolle Beiträge. In jedem Fall sollten keine Kleingartenanlagen und andere Naherholungsgebiete durch eine Straßenbahn (die ich ansonsten sehr befürworte) zerstört werden.
Ein Straßenbahnwagen mit durchschnittlicher Länge bietet rund 35% mehr Sitzplätze als ein Gelenkbus.
Mit der Straßenbahn können wesentlich mehr Menschen bei gleichen Personalbedarf befördert werden.
Aufgrund des ruhigeren Laufs und des effizienten elektrischen Antriebs sind Straßenbahnwagen doppelt bis dreifach so lange im Einsatz wie Dieselbusse.
Ohne große Erschütterungen und laute Motorengeräusche bieten Straßenbahnen einen wesentlich besseren Fahrkomfort als Busse.
Überall dort, wo Straßenbahnen eine vorherige Buslinie ersetzten, stiegen die Fahrgastzahlen deutlich an.
Ein Beispiel dafür ist der Erfolg der Mainzelbahn, die sämtliche Fahrgastprognosen bereits im ersten Jahr weit übertraf.
Während Verbrennungsmotoren, insbesondere solche von Bussen und Lkws beim Anfahren aufheulen, sind Elektromotoren von modernen Straßenbahnen leise. Das Rollgeräusch der Metallräder auf den Schienen ist durch Abschirmungen am Fahrzeug und schwingungsdämmende Bauweise des Fahrwegs gering.
Wo die Straße vom Autoverkehr beherrscht wird, gehen die Geräusche der Straßenbahn in der allgemeinen Geräuschkulisse unter.
In besonders sensiblen Bereichen kann auf kurzen Abschnitten notfalls auf die Oberleitung verzichtet werden. Dann überbrückt eine während der Fahrt geladene Batterie den oberleitungslosen Abschnitt. Sollte der ein oder andere Baum gefällt werden müssen, dürfte die Stadt zur Ersatzpflanzung im Umfeld verpflichtet sein.
Für Straßenbahnen dürften die Zuschüsse von Bund und Land wesentlich höher sein als bei E-Bussen. Sie können eine gute Ergänzung zur Straßenbahn darstellen, sie jedoch nicht ersetzten.
Leider überzeugen Argumente…
Leider überzeugen Argumente nicht mehr, nur weil man sie immer und immer wieder wiederholt.
Es ist ferner vollkommen realitätsfern, dass Pendler, wenn sie bereits unzählige Kilometer gefahren sind und im Zweifel im Stau standen und unter Druck stehen, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, auf den letzten Metern auf die Straßenbahn oder auch andere Park und Ride Angebote umsteigen. Zumal diese wahrscheinlich auch nie pünktlich sein werden, da sie gerade im Stau auf der Hechtsheimer Straße festhängen…
Trasse über die Emy
Eine Bahn sollte eben nicht durch Bereiche führen, die keine Fahrgäste zu bieten hat. Wer soll dort ein- und aussteigen außer den Mitarbeitenden des Finanzamtes und der DAL?
Modell Wiesbaden
In Wiesbaden/Hessen wurde die Strassenbahn von den Bürgern abgelehnt. Im Mainz soll hat der Bürger weniger Entscheidungsrechte, da Land RLP....Wiesbaden hat zur Lösung deshalb längere Busse in Sicht, es gibt also auch alternative Lösungen zur Strssenbahn, die nicht aufgezeigt werden....